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Rap und HipHop im Musikunterricht

Möchte man mit Schülern originale Raps reproduzieren, so muss man leider feststellen, dass viele Songs obszöne Inhalte anbieten, die Texte viele sexistische Slangs oder zumindest doch sehr harte Kraftausdrücke verwenden. Für den schulischen Gebrauch sind oft nur noch wenige Originale geeignet. In den vorliegenden Kompositionen wurden kompromittierende Ausdrücke vermieden. Die Inhalte der Titel sprechen Themen an, die aus dem Schul- und Lebensalltag heutiger Schüler stehen.Originale Raps sind oft rasend schnell und gehen meist sehr frei mit der Reim- und Rhythmusgestaltung um. Ihre Reproduktion ist für die Schüler unserer Altergruppe geradezu unmöglich. Bei den vorliegenden Raps wurde versucht, soweit möglich eine einheitliche rhythmische Struktur und klare übersichtliche Reimabfolgen einzuhalten. Wer in diesem Arbeitsmaterial echten HipHop und subkulturelle Texte sucht, wird hier nicht fündig werden. Die Rap-Songs sind ganz klar für 10- 15-jährige Kinder verfasst.Die vorliegenden Playbacks bieten zu jedem Stück jeweils ein Halb- und ein Vollplayback (mit Gesang). Sie bieten somit einen originalen Background und können natürlich auch als Hintergrund für selbstgeschriebene Schülerraps verwendet werden.Schnellsprechen im Musikunterricht? Mit Schülern rappen kann ja Spaß machen, aber welche Kompetenzen sollen damit erreicht werden? Bringt das was? So oder ähnliche Fragen wird sich manch ein Musikpädagoge stellen. Rap oder Hip-Hop ist neben Techno/House immer noch eine bedeutende Jugendkultur. Rap als Gesangsstil finden wir mittlerweile nicht nur im traditionellen Hip-Hop und im Rock, sondern selbst in Comedy- und Popmusikproduktionen.Folgen wir dem Postulat unserer Rahmenpläne so gilt es, unsere Schüler zu befähigen ihre musikalisch-akustische Umwelt selbständig und sachverständig zu bewältigen, schöpferische Kräfte zu entwickeln, sowie Strukturen und Wirkungszusammenhänge zu erkennen. Doch sind auch die Schülerinteressen nicht zu vernachlässigen! Gerade in der Sekundarstufe, äußern insbesondere die Jungen häufiger Vorbehalte gegenüber dem Singen. Hier ist das Rappen eine fruchtbringende Alternative, die viele Schüler dann für weitere "gesangliche Späße" öffnen kann. Rappen gilt eher als "cool" und kollidiert nicht so stark mit der sich formenden Identität als "junger Mann" oder als "attraktive Frau". Im weiteren Verlauf möchte ich denjenigen, die sich mutig mit ihren Schülern dem Gebiet des Sprechgesangs widmen möchten, einige Argumente liefern. Rap als Unterrichtsgegenstand kann dazu anregen, über die gesellschaftlichen Hintergründe von Jugendmusikkultur nachzudenken. Die vorliegenden Raps bieten als handlungsorientiertes Spielangebot hierzu verschiedene soziale Fragestellungen an. Das Singen und Erarbeiten eines Rap entwickelt daneben psychomotorische Fertigkeiten, wie deutliche Artikulation und die Einbindung der Sprache in ein rhythmisches Muster. Da Raps nicht völlig monoton vorgetragen werden, ist auch improvisatorische Kreativität bei der Melodiegestaltung notwendig. Die Arbeit an einem Rap kommt hierbei weiterführenden gesanglichen Inhalten zu Gute. Insbesondere die Konzentration auf die exakte, jedoch groovende, rhythmische Ausführung sei hier zu nennen Auch wenn mit einem Playback und nicht am eigenen Instrument gearbeitet wird, so stellt dies an die Schüler die Anforderungen musikalische Strukturen und Formverläufe erkennen zu können, diese möglicherweise schriftlich zu fixieren und folglich mit dem eigenen Sprechgesang auszufüllen. Rappen im Unterricht kann und sollte möglicherweise Ausgangspunkt für das eigene kreative Schreiben von Rap-Texten sein. Kein hoher Anspruch erhabener Liedkunst darf hier blockierend im Wege stehen. Durch die Konzentration auf die rhythmische Struktur bei der Textproduktion sind die Ergebnisse von Schülerraps oft sehr beeindruckend. Nicht zu Vergessen seien die Möglichkeiten der Transposition der Raps hin zu kleinen Choreographien, Szenen oder bildlichen Darstellungen für eine Aufführung oder einfache Videoclip Produktion. Musizieren mit Playbacks Für jeden Lehrer ist es traumhaft, wenn seine Schüler eigenständig auf dem vorhandenen Instrumentarium im Einklang musizieren. In den Zeiten des Gitarrenrock und Blues (70-er Jahre) konnten Schulbands oft aktuelle Titel reproduzieren, die auch klanglich kaum den Originalen nachstanden. Seit dem Einzug komplexer und ausgefeilter Keyboardklänge und Arrangements ist eine auch nur annähernde Reproduktion im (finanzbeschnittenen) schulischen Rahmen meist Utopie. Auf dem Orff-Instrumentarium versuchte Reproduktionen der aktuellen Charttitel führen bei den Schülern (und nicht nur bei diesen) oft zur Frustration, da diese mit dem Original kaum mehr als den Gesangstext gemein haben. Hier bieten Playbacks die Möglichkeit, sei es durch das Hinzuspielen oder das Hinzusingen einer Stimme, das eigene Tun in einen musikalischen Gesamtklang einzubetten, der unseren und den der Jugendlichen medienverwöhnten Ohren und klanglichen Ansprüchen entgegen kommt. Jeder Musikart wohnt ihr eigenes Klangideal inne welches eben meist nur, abgesehen von experimentelle Cross-over Aktionen, auf ihrem spezifischen Instrumentarium realisiert werden kann. Dies gilt sowohl für Orffmusik, die ich übrigens sehr mag, als auch für unsere heutige Popmusik.2. Was ist eigentlich Rap oder Hip-Hop?Umgangssprachlich stehen die Begriffe Rap- oder HipHop-Musik oft nebeneinander. Unter Insidern hat sich jedoch mittlerweile eine Unterscheidung etabliert. Das Wort "rap - to rap" kommt aus dem Amerikanischen und bedeutet soviel wie "Sprüche klopfen", "jemand vollquasseln". Als Rapper bezeichnet man denjenigen, der zu der aufgelegten Musik des HipHop-DJ rappt. Mit Rap bezeichnet man daher den rhythmischen, Sprechgesang der über die HipHop Musik gelegt wird. Entstanden ist der Rap vermutlich aus dem Toasting in Jamaika. Hier begannen die ersten Djs (Diskjokeys) bereits in den 60-er Jahren, bissige Sprüche zum aktuellen Tagesgeschehen zur im Hintergrund laufenden Musik zu reimen. Als HipHop bezeichnet man insbesondere den Musikstil der sich des Rap-Gesangs bedient. Darüber hinaus spricht man jedoch auch von der Jugendkultur des HipHop, welche die Elemente Rapgesang, HipHop-Musik, Breakdance („artistischer Tanzstil“) und Graffiti einschließt. Der HipHop besteht meist aus kunstvoll aneinander gesetzten musikalischen Patterns. Diese Patterns werden ursprünglich aus bereits bestehenden Aufnahmen, mittels eines Samplers (elektronisches Aufnahmegerät) aufgenommen und dann collagenartig neu zusammengesetzt. Im aktuellen HipHop findet man sowohl die Verwendung von gesampelten Musikausschnitten, als auch speziell für das jeweilige Stück komponierte und eingespielte musikalische Material. Die Klangästhetik reicht von jazzigen Soul- oder schroffen Rocksounds bis zu seichten tanzbaren Mainstream-Popsounds. Der HipHop entstand ab ca. 1974 in den New Yorker Bronx. Er entwickelte sich aus der damals neuartigen Mixtechnik beim Plattenauflegen. Wurden vorher Schallplatten einfach nur von Anfang bis Ende abgespielt, so begannen nun die DJs die Titel geschickt miteinander zu verbinden. Es wurde kunstvoll überblendet, das Tempo manipuliert und angepasst oder verschiedene Grooves übereinander gelegt und gemischt. Wichtiges Bedienelement des DJs war der Crossfader der schnelle, bruchlose Überblendungen von der einen zur anderen Platte ermöglichte. Diese neue Mixtechnik bezeichnete man übrigens als Hip Hoppin‘. Neu war auch das abrupte Herunterfahren der Lautstärke zur Herstellung eines Breaks (musikalische Pause) oder das rhythmische Scratching (Kratzen) der Platten, welches bis heute ein unverwechselbares HipHop-Stilmittel ist. Hierzu gesellte sich der Sprechgesang des Rappers. Die erste Generation der HipHop Musiker entstammte den amerikanischen Großstadt Ghettos. Gerappt wurde nicht nur in den Diskotheken sondern insbesondere auch auf den Straßen von Harlem und den Bronx. Die ersten erfolgreichen und Impulsgebenden Rapper der „Old-School“ waren Grandmaster Flash oder Africa Bambaata der beispielsweise die Verwendung analoger Synthesizer und Drum-Computer im HipHop etablierte. Typisch sind weiche und sehr fette Soul-Sounds. Die Musik der Old-School war vor allem Partymusik, deren Texte eher nachrangig blieben. Die „New School“ besann sich stärker ihrer Herkunft von der Straße. Musik und Textinhalte wurden härter und aggressiver. Vertreter der New School waren A Tribe Calles Quest und Public Enemy. Es folgten viele weitere Varianten und Cross-Over-Formen des HipHop. So landete der Jazzer Herbie Hancock 1983 mit einer gelungenen Fusion aus HipHop und Jazz-Rock einen Charterfolg mit dem Stück „Rock it“. In den 90-ern boomte der Gangsta-Rap. Die Gewalt auf den Straßen der Ghettos wird wesentliches Thema der Texte. Große Erfolge erzielten Ice-T oder der Rapper Coolio mit seiner CD „Gangsta’s Paradise. Ab ca. 1987 entstand auch in Deutschland eine HipHop Kultur. Jugendliche erprobten sich zunehmend im Breakdance, Graffiti, im Rap-Gesang und leider auch im S-Bahn-Surfen. Eine der ersten Rap-Bands war die Fresh Familee aus Ratingen-West (Stadtteil von Düsseldorf). Ab 1989 findet man bei uns in Jugendzentren die ersten Breakdance- und Reim-Wettstreitveranstaltungen. Als erste deutsche Rap-Band schafften die „Fantastischen Vier“ aus Stuttgart 1992 mit ihrem Song „Die da“ den Sprung in die Charts. Sie gelten als die Großmeister des soften kommerziellen deutschen HipHop. Alle ihre Produktionen konnten sie bisher erfolgreich in den Charts platzieren. Neben Stuttgart bildete sich in Hamburg eine äußerst aktive HipHop Szene. Hier produzierten Bands wie „5 Sterne Delux“ (Willst du mit mir gehen?) oder das Rap-Trio „Absolute Beginners“, welches mit dem Stück „Liebeslied“ 1998 die Charts erklomm. Für den deutschen HipHop waren sicherlich noch vor der Jahrtausendwende die kommerziell erfolgreichsten Jahre. Ab dem Jahre 2002 errang federführend durch das Label Aggro Berlin der härtere und Gewalt verherrlichende „Gangsta-Rap“ zunehmend Anhänger und auch Erfolge. Musiker wie Sido oder auch Bushido, von dem einige Raps von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien als jugendgefährdend indiziert wurden, entstammen diesem Label. Nach dem „Spaß“- Rap der 90er Jahre, finden sich in ihren Texten eher HipHop originäre Themen wie Arbeitslosigkeit, Rassismus oder Kriminalität. In den USA hatte der CD-Verkauf der Hip Hop Musik zwischen den Jahren 2000 und 2005 um 44% abgenommen. Dennoch schaffen es bis heute immer wieder vielfach Rapper wie Eminem, 50 Cent oder Nelly in die internationalen Charts.